Gestern wurde unser Aufsatz zur Kontextabhängigkeit erfahrungsbasierter Entscheidungen bei Psychological Review veröffentlicht. Dieses Manuskript ist eine Open-Access-Publikation und ist daher für alle unter http://dx.doi.org/10.1037/rev0000122 frei zugänglich.

Zusammenfassung

Im Alltag treffen Menschen viele verschiedene Entscheidungen. Manche dieser Entscheidungen basieren auf expliziten Beschreibungen der verschiedenen Alternativen, wohingegen in anderen Fällen die Eigenschaften der Alternativen zunächst durch Erfahrungen mit diesen erlernt werden müssen. Eine der bemerkenswerten Beobachtungen in der Entscheidungsforschung ist die Kontextabhängigkeit von Entscheidungen, also dass Entscheidungen von den zur Verfügung stehenden Alternativen abhängen. Durch diese Kontextabhängigkeit entstehen eine Reihe von sogenannten Kontexteffekten, die Verletzungen der normativen Entscheidungstheorie darstellen. Es wird häufig angenommen, dass eine mehrdimensionale Repräsentation der Eigenschaften von Alternativen der Hauptgrund für die Entstehung von Kontexteffekten ist. In dem Manuskript entwickeln wir das accentuation-of-differences-Modell, das diese Annahme infrage stellt. Dieses Lernmodell nimmt an, dass keine explizite Repräsentation der Eigenschaften von Alternativen gebildet wird, sondern dass die Nützlichkeit von Alternativen eindimensional erlernt wird. Jedoch wird diese Repräsentation von Nützlichkeit kontextabhängig erlernt; Alternativen, deren Ausgänge über die Zeit ähnlich sind, werden als weniger attraktiv erachtet. Unser Modell sagt bestimmte Verhaltensmuster vorher, die durch andere Modelle nicht erklärt werden können. In einer Reihe von Experimenten zeigen wir, dass erfahrungsbasierte Entscheidungen kontextabhängig sind und dass das accentuation-of-differences-Modell das Verhalten am besten beschreiben kann.

Spektor, M. S., Gluth, S., Fontanesi, L., & Rieskamp, J. (2019). How similarity between choice options affects decisions from experience: The accentuation-of-differences model. Psychological Review, 126, 52-88. http://dx.doi.org/10.1037/rev0000122